Wer sind sie und was wollen sie und warum?

Pressegespräch des nordbayerischen Kuriers mit Frau Dr. Alexandra Hentschel und Amtsrichter Gerhard Severin über das Dr. Erika Fuchs Museum

Im Frühjahr 2014 eröffnet in Schwarzenbach an der Saale das Dr. Erika Fuchs Museum. Die Grande Dame des deutschen Comics übersetzte von 1951 bis 1988 für den Ehapa-Verlag im Range einer Chefredakteurin Disney-Comics ins Deutsche. Ein Jahr vor Fertigstellung des Museums wurde die Leiterin bestimmt. Kulturwissenschaftlerin Dr. Alexandra Hentschel ist aus Hamburg nach Oberfranken gezogen und hat bereits ihre Arbeit aufgenommen. Der nordbayerische Kurier sprach mit ihr und dem Initiator des Museums, Amtsrichter Gerhard Severin.

Frau Dr. Hentschel: Wer sind Sie, was wollen Sie und warum? So oder ähnlich würde wohl Onkel Dagobert fragen.

AH: Nach dem Studium über Kulturwissenschaften und Museumsmanagement habe ich meine Doktorarbeit über das Thema „Freiwillige Mitarbeit in Museen“ geschrieben. Zuletzt arbeitete ich im Kindermuseum „Klick“ in Hamburg und hatte einen Lehrauftrag an der dortigen Universität. Dem Ruf nach Oberfranken bin ich gerne gefolgt. Hier will ich meinen Beitrag dazu leisten, die Bedeutung, die Frau Dr. Erika Fuchs für die deutsche Sprachgeschichte geleistet hat zu transportieren. Dazu gehört für mich insbesondere die Leistung die Comics aus der Schmuddelecke hin zu einem seriösen Zweig der Kunst und auch der Wissenschaft zu führen. Fuchs „lehrte Donald Deutsch“. Natürlich gehört dazu auch der Inflektiv, den sie salonfähig gemacht hat und der ihr zu Ehren inzwischen „Erikativ“ genannt wird.

Erikativ?

GS: Grins. Kopfschüttel. Verstehen Sie mich? Nein? Es handelt sich dabei um eine Verbform, die im Deutschen durch Weglassen der Infinitivendung gebildet wird. Die Verben, aus denen sie geformt werden, bezeichnen oft Lautäußerungen und Geräusche. Seufz! Klickeradoms! Oder auch mimische und gestische Handlungen. Klatsch, Kopfkratz, Brems!

Frau Hentschel. Wie nutzen Sie die relativ lange Zeitspanne von über einem Jahr bis zur Eröffnung?

AH: Ich würde die Zeit eher als kurz bezeichnen. Bis zur Eröffnung gibt es viel zu tun. Am wichtigsten wird der Austausch mit der Berliner Firma m.o.l.i.t.o.r. sein, die für das Gesamtkonzept verantwortlich ist. Hier werde ich aktiv bei der Umsetzung der Ideen mitwirken

Daneben wird es einen regen Austausch mit anderen regionalen Museen geben. Die Umsetzung einer Museumspädagogik um beispielsweise Schulklassen anzusprechen halte ich für ebenso wichtig wie das Finden von geeigneten Exponaten. Schließlich darf man auch den Tourismus nicht vernachlässigen. Die einschlägigen Verzeichnisse werden bereits in diesem Sommer produziert. Da müssen wir präsent sein.

Woher stammen die Ausstellungsstücke?

GS: Frau Dr. Fuchs war eine sehr ordentliche Frau. Wenn sie etwas erledigt hatte, warf sie es weg. Im Stadtarchiv haben wir lediglich zwei Leitz Ordner über sie gefunden. Aus München versuchen wir derzeit den Schreibtisch zu bekommen auf dem die berühmten Übersetzungen entstanden. Vieles wird aber auch aus privaten Sammlungen stammen und auch Disney geprägt sein. Unser Dank gilt hier auch dem Berliner Verlag Ehapa. Den Anspruch, die gesamte Comiclandschaft abzubilden werden wir nicht erfüllen können.

Mit dem D.O.N.A.L.D. und dem Club der Milliardäre gibt es ja bereits zwei Gruppierungen, die dem Museum sehr nahe stehen.

GS: Der Club der Milliardäre unterstützt die Förderung des Aufbaus und den Betrieb des Museums finanziell und ideell. Viele der derzeit 200 Mitglieder stammen aus der Region und haben bereits ehrenamtliche Unterstützung zugesagt. Dazu wirken diese natürlich auch als Multiplikator nach außen. Die Organisation D.O.N.A.L.D. wirkt im Museumsbeirat mit. Ausgewählte Mitglieder werden auch Kurzfilme produzieren, die im Museum gezeigt werden.

Auf was dürfen wir uns im Frühjahr kommenden Jahres besonders freuen?

AH: Auf einen erlebnisorientierten Lernort für Jung und Alt. Auf 520 Quadratmeter und fünf Abteilungen, die sich mit den Themen „Geschichte der Comics“, „Kosmos Entenhausen“, „Erika Fuchs: Leben und Werk“, „Übersetzung von Comics“ sowie mit dem aktuellen Weiterleben von Entenhausen in der realen Welt und in der Welt der Comics befassen.

Frau Hentschel. Sie sind aus der Metropole Hamburg nach Oberfranken gezogen. Ein schwerer Schritt?

AH: Ich bin hier mit offenen Armen empfangen worden. Vom Bürgermeister bis hin zum Metzger. Auch dort wurde ich schon als „die Neue“ erkannt und begrüßt. Zum Museum sind es fünf Minuten zu Fuß. Bislang kann ich nur Positives berichten.

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Bild: Gerhard Severin und Dr. Alexandra Hentschel vor der Baugrube des künftigen Dr. Erika Fuchs Museum

 2006 entstand die Idee zu einem Museum zu Ehren von Dr. Erika Fuchs. Im Sommer 2012 begannen die Bauarbeiten des 4,4 Millionen teueren Projekts. 90 Prozent davon werden über Zuschüsse und Fördermittel abgedeckt. Die Stadt Schwarzenbach trägt die restlichen zehn Prozent. Über 200 Exponate stammen aus der privaten Sammlung des Hofer Amtsrichters Gerhard Severin.

 Das Gespräch führte Johannes Markus Stettner

Ein Kommentar zu „Wer sind sie und was wollen sie und warum?

  1. Freue mich heute schon auf die Eröffnung, zumal ich als aktiver Donaldist schon seit Weihnachten 2007 im Besitz einer Freikarte für das Museum bin. Daüber hinaus habe ich das kartographische Institut M.Ü.C.K.E. gegründet, das in 13jähriger Forschungsarbeit den „einzig wahren Stadt- und Umgebungsplan von Entenhausen“ auf der Basis des Gesamtwerks des genialen Zeichners Carl Barks erstellt hat, und der im Erika-Fuchs-Museum wiederzufinden sein wird. (M.Ü.C.K.E. steht übrigens für : Meisterhafte Überarbeitung chaotischer Kartengrundlagen Entenhausens!)
    Gut Duck, Jürgern Wollina

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